U-Bahnhof Olympia-Stadion, Berlin

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jeden 2. Samstag im Monat: 10:30 – 16:00

Ausstellung

Überblick

Willkommen im Berliner U-Bahn-Museum. Unsere Dauerausstellung umfasst sechs Räume im obersten Stock des historischen Stellwerkgebäudes Olympia-Stadion sowie weitere Bereiche in den Zwischenebenen. Das Herzstück bildet das elektromechanische Stellwerk mit seiner 14 Meter langen Hebelbank. Die weiteren Räume dokumentieren verschiedene Aspekte des U-Bahnbetriebs: von der Fahrkartenausgabe über Zugabfertigung und Steuerung der Bahnhofsuhren bis hin zu Fahrzeugtechnik und Fahrstromversorgung.

Hinweis: Nicht alle Exponate sind selbsterklärend. Unsere ehrenamtlichen Betreuer beantworten gerne Ihre Fragen und geben technische Erläuterungen. Einige Ausstellungsräume, wie das Linienstellwerk der U-Bahnlinie 9, sind nicht frei zugänglich – sprechen Sie uns bei Interesse während Ihres Besuchs an.


Ausstellungsräume

Eingangsbereich

Der Eingang zum Museum befindet sich direkt in der Empfangshalle des U-Bahnhofs Olympia-Stadion. Unter dem Leuchttransparent in Form der Zugänge der städtischen Nord-Süd-Bahn, heute die U-Bahnlinie 6, führt eine Tür ins Treppenhaus des Stellwerks. Von hier aus geht es etwa 30 Stufen nach oben in den Museumsbereich. Auf dem Weg nach oben können Sie bereits das ein oder andere Exponat bestaunen. Die Wände säumen Schilder und Werbeplakate aus diversen Epochen, auf der Zwischenebene präsentiert sich der Vorreiter digitaler Ticketsysteme.


Vorraum & Eingangshalle

Beim Eintritt in das U-Bahn-Museum fällt der erste Blick des Besuchers auf eine Fahrkartenausgabe, die von 1957 bis 1977 auf dem U-Bahnhof Rüdesheimer Platz in Betrieb war und an der Sie heute die Eintrittskarten für unser Museum erwerben. Von dort aus geht es in die Eingangshalle.

Im Mittelpunkt steht eine große hölzerne Bekanntmachungstafel vom U-Bahnhof Rüdesheimer Platz, die ihren Platz dort von 1913 bis 1976 hatte. Bestückt ist diese Tafel mit verschiedenen U-Bahnnetzplänen ab 1913 sowie Auszüge aus den Verordnungen und Beförderungsbedingungen vergangener Epochen. Ebenso findet sich eine Luftschutzraumverordnung aus dem Zweiten Weltkrieg sowie Hinweisen und Informationen aus dem ehemals geteilten Berlin über Tarife und die Benutzung von U-Bahn und Straßenbahn.

Die Wände der Eingangshalle sind mit einer Auswahl verschiedener Bahnhofsnamensschilder aus vergangenen Jahrzehnten bestückt. Gut zu erkennen sind hier die verschiedenen Materialien wie Fliesen, Emaille, Holz und Blech, ebenso die unterschiedlichen Schrifttypen und Drucktechniken. In der kleinen Sammlung werden nicht nur aktuelle Bahnhofsnamen, sondern auch frühe Ursprungsnamen wie „Knie“, heute „Ernst-Reuter-Platz“, gezeigt.

Sicherlich sind vielen Besuchern noch die ehemaligen Fahrschein- und Kaugummiautomaten und die elektrische Präzisionswaage mit Kartenausgabe vertraut.


Stellwerk – Das Herzstück des Museums

Der Stellwerksraum beherbergt das Hauptexponat: das komplett erhaltene – und weitgehend funktionstüchtige – 14 Meter lange Hebelwerk des elektromechanischen Stellwerkes der Bauart VES 1913. Im Jahr 1931 als größtes Stellwerk dieser Bauart in Europa in Betrieb genommen, wurde der gesamte Fahrbetrieb der Betriebswerkstatt Grunewald und des Bahnhofs Olympia-Stadion von hier überwacht. 103 Weichen und 99 Signale wurden mit den Hebeln gestellt und ermöglichten Zugbewegungen über 616 Fahrmöglichkeiten. Die Stellung der Signale und den Standort von Fahrzeugen konnte man auf der 6 Meter langen und 2 Meter hohen Fahrschautafel verfolgen. Die Anzeige erfolgte durch 1239 Glühlampen.

Weitere Exponate im Stellwerksraum:

Sie finden sich hier auch Nachfolger der Stellwerkstechnik, wie Stellpulte aus Relaisstellwerken sowie die erste Version des MCS (Micro-Computer-Stellwerkes), mit dem Siemens im Jahr 1986 die Ära der elektronischen Stellwerke auf dem Bhf. Uhlandstr. einleitete. Auch ein Teil der Modellbahnanlage aus der Ausbildungsstätte Turmstraße ist hier zu finden. An dieser Anlage wurden Zugabfertiger und Weichensteller ausgebildet. In der ursprünglichen Form war die Linie U9 (früher Linie G) von Schulstraße (heute Nauener Platz) bis Spichernstraße nachgebildet.

Am nördlichen Ende des Raumes befindet sich ein Modell, welches den U-Bahnhofs Gleisdreieck vor dem Umbau 1909 – 1912 zeigt. Ursprünglich zu Schulungszwecken angefertigt, liegt der Fokus dieses Exponates heute auf dem Hochbahnunglück am 26.09.1908, bei dem ein Zug nach dem Überfahren eines Haltesignals einem anderen in die Flanke fuhr. Ein Wagen des Unfallzuges stürzte damals vom Viadukt in den Hof des Kraftwerkes an der Trebbiner Straße. Das Zugunglück war nicht nur Auslöser für einen niveaufreien Neubau der Anlage, sondern führte auch zur Ausrüstung des Berliner U-Bahnnetzes mit Fahrsperrenanlage, welche Züge beim Überfahren eines haltzeigenden Signals zwangsgebremsen. Diese Fahrsperrenanlagen und ihre Entwicklung bishin zur magnetischen Fahrsperre wird Ihnen ebenfalls in diesem Raum präsentiert.


Technik auf Bahnhöfen und Strecke

Dieser Raum dokumentiert die technische Infrastruktur außerhalb der Fahrzeuge. Beim Umschauen fällt der Blick sofort auf die beiden großen „Zentraluhren“. Für Fahrgäste und Betriebspersonal ist im Verkehrsablauf der Blick auf die Uhr von großer Bedeutung. Für das zeitgleiche „Laufen“ aller Bahnhofsuhren sorgten in Berlin die ausgestellten Uhrenzentralen.

Uhrenzentralen:

BVG-Uhrenzentrale (bis 1970): Standort: Trebbiner Straße. Die ausgestellte Zentrale wurde aus noch verwendbaren Teilen von vier während des Krieges zerstörten Anlagen zusammengebaut. Die Zentraluhren sendeten alle 30 Sekunden Impulse, die die uhrwerklosen Bahnhofsuhren steuerten.

BVB-Uhrenzentrale (bis 1989): Standort: Rosa-Luxemburg-Straße. Regelte die Uhrzeit der Ost-Berliner U-Bahnstrecken, der dortigen Hauptverwaltung sowie des Magistrats.

Der zweite Themenaspekt des Raumes widmet sich der Instandhaltung des Fahrweges und der Bahnstromversorgung. Verschiedene Arbeitswerkzeuge der Bahnmeistereien vermitteln einen Eindruck von der schweren handwerklichen Arbeit bei der Wartung und Instandhaltung des Fahrweges. An der Wand sind Lampen für Gleisbauer und Streckenläufer aus verschiedenen Eporchen zu sehen, von Karbid- über Petroleum- bis hin zu Batterielampen. Weiterhin sind hier Streckendatenschilder aus U-Bahntunneln zu finden, wie zur Kilometrierung oder Streckenneigung sowie die Schaltelemente einer Fahrschienenschmieranlage für Bogen mit einem Radius von unter 300 Metern.

Zum Themenkreis der Fahrstromversorgung zählen unter anderem die dargestellten unterschiedlichen Stromschienenabdeckungen aus Holz und Plastik im Großprofil der Berliner U-Bahn sowie ein Querschnitt verschiedener Stromschienenformen und Isolatoren des Klein- und Großprofiles aus verschiedenen Epochen. In der Mitte des Ausstellungsraumes werden zudem die so genannten „Kurzschließer“ präsentiert. Diese dienen dazu, im Notfall den entsprechenden Streckenabschnitt stromlos zu machen. Für Groß- und Kleinprofil gibt es unterschiedliche Bauformen dieser Geräte, mit denen eine direkte Verbindung zwischen Stromschiene und Fahrschiene hergestellt werden kann. Der dadurch erzeugte Kurzschluss löst anschließend den Streckenschalter im Gleichrichterwerk für das Ausschalten des Stroms aus.


Fahrzeuginnenräume

Dieser Raum dokumentiert die Ausstattung historischer U-Bahnwagen. So findet sich hier eine Sammlung von Deckenlampen aus verschiedenen Fahrzeugtypen des Klein- und Großprofils aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, namentlich den Typen AI, AII, BI und CI. Diese Deckenlampen waren ursprünglich über dem Mittelgang angebracht. Ein Sitzpolster aus einem BI-Wagen mit klassischem roten Kunstlederbezug sowie Messinghaltestangen und Holzvertäfelung lädt zum Verweilen ein.

Vitrine mit historischen Objekten:

  • Bombensplitter von der BVG-Hauptverwaltung
  • Armbinde der russischen Besatzungsmacht mit Erlaubnisschein (berechtigte BVG-Angehörige während der Sperrstunden zum Betreten der Straße)
  • Dienstausweise verschiedener Epochen
  • Wappen, Stempel- und Entwerterzangen
  • Abfertigungspfeifen
  • Geldwechsler

Den nächsten Raum können sie stilecht durch eine sogenannte Doppelschiebetür betreten. Diese „retteten“ wir aus einem historischen U-Bahnwagen vor der Verschrottung.


Fahrzeugtechnik

Da unsere Museumsfahrzeuge im gesamten Berliner U-Bahnnetz untergestellt sind, dokumentiert dieser Raum die fahrzeugtechnischen Komponenten. Unsere historischen Fahrzeuge können bei Sonderfahrten erlebt werden.

Eine besondere fahrzeugtechnische Rarität sind die diversen Fahrschalter von U-Bahnwagen. Der älteste Fahrschalter aus dem Zugtyp AI, der ersten Lieferung von 1901, überlebte als einziges Exemplar die Verschrottungsaktion der ersten Fahrzeugserie in der Mitte der zwanziger Jahre. Diese Anlage war für Direktschaltung ausgelegt und ist entsprechend kompakt. Der gesamte Motorstrom wurde hierbei über die Schalterkontakte geleitet. Daneben befindet sich ein Fahrschaltertyp für einen Triebwagen AI ab der 5. Lieferung 1906. Im Zusammenhang mit der geänderten Zugsteuerung schaltet diese Anlage nur noch den Strom für die Schütze. Wagen von diesem Typ waren bei der BVB noch bis zum November 1989 auf der Linie A (heute U2) in Betrieb.

Zu den in diesem Raum befindlichen Ausstellungsstücken gehören außer der Fahrschaltersammlung noch Zubehörteile für den Zugdienst wie Schilder für die Zugzielsignalisierung, Kuppeleisen für das Trennen oder Kuppeln von Fahrzeugen mit Spannpufferkupplung (Fahrzeugserie AI), ein isolierter Eisenstab, um die Stromabnehmer zu betätigen. Ganz besonders freuen wir uns ihnen auch einen sogenannten Hilfsfahrschalter zeigen zu können. Mit ihm war es im Kleinprofil möglich, vom Beiwagen aus über die Rangiersteckdose zu fahren und bremsen. Er wurde zum Umkuppeln von Zügen genutzt. Ein Prinzipschaltbild der pneumatischen Anlage eines B-Zuges ermöglicht Ihnen, die Zusammenhänge zwischen der Brems– und Fahrsperrenanlage inkl. der Drucklufterzeugung zu erkennen. Dieses Prinzipschaltbild wurde bis in die 60er Jahre zur Ausbildung von Zugfahrern bei der BVG benutzt. In Bildern werden ihnen die einzelnen Zugtypen der Berliner U-Bahn nähergebracht.


Zugdienst

Der Raum dokumentiert die Arbeit des Betriebspersonals. Vor Eintritt in diesen Raum werden die Besucher auf dem Flur bereits über eine Fernsehkamera aufgenommen, die einen Bildausschnitt auf einen Monitor im angrenzenden Raum überträgt, der Bestandteil des Zugabfertigerpodestes vom U-Bahnhof „Augsburger Straße“ von 1965 bis 1985 war. Die Bedienungshandlungen eines Zugabfertigers lassen sich von diesem Podest aus anschaulich erläutern. Direkt daneben kann ein Eindruck von der spartanischen Ausstattung eines Dienstraumes der Zugabfertiger aus den 50iger Jahren gewonnen werden.

Zu diesem Arbeitsplatz gehörten u.a. ein kleines Schreibpult, Schlüsselkasten, Feuerlöscher, Abfertigungsstab („Kelle“), Kurzschließer sowie ein Bahndienstfernsprecher. Das Handfunkgerät erhielten die Zugabfertiger erst in den 70er Jahren.

In den gegenüberliegenden verglasten Schränken ist eine kleine Sammlung historischer Dienstkleidungen von BVB und BVG ausgestellt. In diesem Zusammenhang ist auch – links neben den Vitrinen – eine Auswahl, von ehemaligen Dienstabzeichen für Jacken und Mützen zu sehen, die beispielsweise zu früheren Zeiten den Fahrmeister vom Zugabfertiger oder den Oberverkehrsmeister vom Zugfahrer unterschieden.

Ein mechanischer Fahrscheingeber gehört ebenso zu den Ausstellungsstücken wie zwei Fahrscheinentwerter der BVB. Das Verkaufsfenster der Fahrscheinausgabe befand sich ursprünglich auf dem U-Bhf. „Heidelberger Platz“. Als Zeitzeugen aus dem früheren Bahnhofsbau sind in diesem Ausstellungsraum drei Kacheln/Fliesen als architektonische Ausstattungsschmuckstücke zu sehen.


Linienstellwerk U9

Hinweis: Dieser Raum ist nicht frei zugänglich. Bitte sprechen Sie unsere Betreuer an, wenn Sie das Linienstellwerk besichtigen möchten.

Hinter einer unscheinbaren Tür versteckt sich ein weiteres Großexponat, die Fahrschautafel des Linienstellwerk der U-Bahnlinie 9. Das Linienstellwerk repräsentiert die Veränderung im Zugsicherungsdienst der frühen 70er Jahre und wird heute in einem eigenen Raum präsentiert.

Das Linienstellwerk der U9 stand bis zum August 2007 auf dem U-Bhf. Berliner Straße und diente zur Fernsteuerung der 6 Stellwerke auf der U9. Bereits 1972 in Betrieb genommen, war es die erste Version einer Stellwerksfernsteuerung im Netz der Berliner U-Bahn. Die Stellwerke Osloer Straße (mit dem Bereich Nauener Platz), Leopoldplatz, Zoologischer Garten, Berliner Straße (mit dem Bereich Güntzelstraße), Walther-Schreiber-Platz und Rathaus Steglitz konnten von den zwei Bedienplätzen oder von der Stelltafel aus ferngesteuert werden. Über Fernsteuerleitungen wurden die Stellbefehle an die örtlichen Anlagen übermittelt sowie die Meldungen aus der Stellwerksanlage zurück übermittelt und anschließend auf der Stelltafel angezeigt. Daraus ergab sich die Verzögerung von ca. 6 Sekunden nach jedem Stellbefehl.

Diese neue Form der Fernsteuerung führte zu erheblichen Personaleinsparungen, da mit 2 Weichenstellern (so heißen die Fahrdienstleiter bei der BVG) eine ganze Linie gesteuert werden konnte, wozu sonst 6 Weichensteller benötigt wurden. Inzwischen sind auch die Stellwerke der U9 an das Zentrallstellwerk Friedrichsfelde angeschlossen. Das Linienstellwerk ging 2004 außer Betrieb, die Stelltafel und das Stellpult konnten für das Museum erhalten werden. Der Transport stellte die beauftragte Umzugsfirma vor einige Probleme, die sie mit großem Engagement meisterte.